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23. November 2025
Mit 40 000 km/h in Richtung Erde: Weltraumschrott schadet unserer Umwelt
Weltraumschrott rast mit enormer Geschwindigkeit durch die Atmosphäre. Noch fallen die meisten Teile ins Meer. Doch die Gefahr, dass sie eines Tages in besiedelten Gebieten einschlagen, steigt.
Hoch über unseren Köpfen fliegt die Internationale Raumstation ISS in rund 400 Kilometern Höhe. Dort leben und arbeiten Astronautinnen und Astronauten unter extremen Bedingungen. Doch sie haben ein neues, wachsendes Problem: Weltraumschrott. Dieser Müll besteht aus alten Satellitenteilen, ausgebrannten Raketenstufen oder kaputten Geräten. Bereits millimeterkleine Teile rasen mit einer Geschwindigkeit von etwa 40.000km/h um die Erde. Bei einem Zusammenstoß mit der ISS oder funktionierenden Satelliten können sie großen Schaden anrichten. Die ISS muss deshalb bereits regelmäßig Ausweichmanöver fliegen.
Auf die Erde stürzt mittlerweile im Schnitt einmal pro Woche ein Satellit. Die meisten landen irgendwo im Meer, allerdings mehren sich Berichte von Wrackteilen in besiedelten Gebieten. Beispielsweise landete im Frühling 2024 ein 40 Kilogramm schweres Raketenteil auf einem Feld in Kanada, wie der kanadische Sender CBC berichtete. Das Risiko, das Weltraummüll eines Tages auch Häuser zerstören und Menschen erschlagen könnte, steigt also durch den exponentiellen Zuwachs an Satelliten im Erdorbit.
Satelliten sind notwendig für moderne Kommunikation
Moderne Satelliten sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie helfen uns beim Navigieren mit dem Handy, ermöglichen den Wetterbericht und sind für viele Behörden, Firmen und auch für das Militär wichtig. Wenn Satelliten durch Weltraumschrott beschädigt oder zerstört werden, kann das auch den Alltag in Deutschland stark beeinflussen – von der Kommunikation über Notrufe bis hin zum Bahnverkehr oder zur Landwirtschaft.
In den letzten Jahren wurden tausende neue Satelliten in die sogenannte niedrige Erdumlaufbahn (auf Englisch: Low-Earth Orbit, kurz LEO) geschickt. Firmen wie SpaceX bauen dort ganze Netzwerke aus, zum Beispiel für schnelles Internet überall auf der Welt. Doch je mehr Technik dort oben ist, desto mehr Müll entsteht auch – vor allem dann, wenn Satelliten nicht ordentlich entsorgt werden. Sie bleiben dann oft als kaputte Objekte in der Umlaufbahn zurück.
Kontrollierter Absturz nur unter Risiken möglich
Eine Möglichkeit, alten Weltraumschrott loszuwerden, ist der kontrollierte Absturz zurück in die Erdatmosphäre. Dabei verglühen viele Teile durch die Reibungshitze. Das klingt nach einer Lösung, ist aber nicht ganz ohne Risiko.
Forschende, zum Beispiel vom Leibniz-Forschungsnetzwerk „Earth & Societies“, warnen davor, dass der Wiedereintritt von Weltraummüll in die Erdatmosphäre neue Probleme schaffen kann. Denn bei solchen Abstürzen gelangen kleine Partikel und Schadstoffe in die mittlere und obere Atmosphäre. Was dort genau passiert, wissen wir noch nicht genau – aber es könnte schwerwiegende Folgen für unser Klima und die Ozonschicht haben.
Weltraumschrott: Schäden für Erde und Umwelt können bislang nur abgeschätzt werden
Das Team von Leibniz-Forschenden spricht in diesem Zusammenhang von „Atmosphärenblindheit“. Das bedeutet: Einerseits wird die Atmosphäre bei Lösungen für das Weltraumschrottproblem noch nicht richtig mitgedacht, andererseits ist noch zu wenig erforscht, was der Müll aus Weltall in der Atmosphäre unserer Erde anrichtet. Die Forschenden fordern daher mehr Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen wie Umweltforschung, Technik- und Politikwissenschaften sowie Ethik.
Weltraumschrott ist also nicht nur ein technisches Problem im All – er betrifft auch unsere Umwelt, unser tägliches Leben und unsere Zukunft. Um die Erde und den Weltraum sicher zu halten, brauchen wir ein größeres Bewusstsein dafür, wie eng unser modernes Leben mit dem Weltraum verbunden ist. Um die schädlichen Auswirkungen der wachsenden Satelliteninfrastruktur zu begrenzen, brauchen wir neue Regeln, bessere Entsorgungsmethoden genauso wie eine ehrliche Diskussion darüber, wie viele Satelliten im Erdorbit wirklich nachhaltig sind.
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