Adresse
Kulturhaus Küstriner Vorland, Karl-Marx-Str. 36, 15328 Küstriner Vorland
Datum
06.10.2024, 10:00 Uhr – 18:00 Uhr
Die Veranstaltung liegt in der Vergangenheit. Mehr Informationen zur militärischen Besatzung in Küstrin-Kietz erhalten Sie hier.
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Eine Veranstaltung aus Anlass des 30. Jahrestages des Abzuges der sowjetischen Truppen
aus Deutschland
Veranstalter: Kietz-Bahnhof/Dworzec Chyza e.V., Kulturland Brandenburg, Leibniz-Lab „Umbrüche und Transformationen“
Programm:
10:00 Uhr
Begrüßung durch die Veranstalter
10:20 Uhr
Die sowjetische Garnison auf der Oderinsel – Bericht über eine Recherche: Tobias Lenel und Wanja Müller
Zwischen dem DDR-Dorf Kietz und der Odergrenze zur polnischen Industriestadt Kostrzyn befand sich seit Beginn der 1950er Jahre bis zum Abzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland eine sowjetische Garnison. Die dort stationierten Einheiten (Brückenbaupioniere und chemische Truppen) nutzten die weitestgehend erhalten gebliebenen Gebäude der 1903 an der Oder errichteten Artilleriekaserne. Die Soldaten und Offiziere kamen aus allen Teilen der Sowjetunion. Noch heute sind in den verfallenden Gebäuden und an alten Brückenmauern die Inschriften von Soldaten mit deren Dienstzeit und Herkunftsorten sichtbar. Was ist aus den sowjetischen Soldaten und Offizieren nach dem Abzug 1991 aus Küstrin-Kietz geworden? Wie erinnern sie sich an ihre Dienstzeit, ihre Begegnungen mit der DDR-Bevölkerung und den Abschied aus Deutschland? Tobias Lenel und Wanja Müller haben sich dazu auf eine teilweise abenteuerliche Spurensuche begeben.
11:30 Uhr
„Befreundete Besatzer“ – Ein Gespräch mit dem Filmemacher und Zeitzeug:innen aus Küstrin-Lietz
Moderation: Jürgen Danyel
Kontakte der sowjetischen Militärangehörigen mit der ostdeutschen Bevölkerung sollten möglichst in organisierter Form bei Freundschaftstreffen, am „Tag der Befreiung“ am 8. Mai und anderen offiziellen Anlässen stattfinden. Trotz dieser Abschottung gab es im Alltag vielfältige Kontakte und Beziehungen zwischen den sowjetischen Militärangehörigen auf der Oderinsel und der DDR-Bevölkerung im Oderbruch: Sowjetische Soldaten halfen bei der Ernte, bei Hochwasser oder auf dem Bau. Sowjetische Offiziersfrauen arbeiteten im Armaturenwerk von Kietz, regionale Handwerker für die Garnison. Patenschaften mit Schulklassen gehörten ebenfalls zu den direkten Begegnungen. Es gab einen florierenden Tausch- und Schwarzhandel z.B. mit Benzin und Diesel aus Militärbeständen, gelegentlich konnten DDR-Bürger im sogenannten „Magazin“, den kaserneneigenen Verkaufsstellen, Wodka, Sekt,
Fischkonserven, Moskauer Eis und russische Süßigkeiten einkaufen. Wie erinnern die Kietzer ihre Begegnungen mit den „Freunden“? Welche Prägungen sind daraus erwachsen? Warum tun sich viele Ostdeutsche so schwer, wenn es um die Kritik an Putins Russland und an den Angriffskrieg gegen die Ukraine geht?
12:30 – 14:00 Uhr Mittagspause
Eröffnung Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung „Die Russeninsel. Spuren einer Begegnung“ in den Räumen des Vereins Kietz-Bahnhof/Dworzec Chyza im Bahnhof Küstrin-Kietz.
Führung: Elke Kimmel (Kietz-Bahnhof e.V.)
14:00 – 15:30 Uhr
Die Oderinsel – Bilanz einer gescheiterten Transformation – Podiumsdiskussion
Moderation: Moderation: Jürgen Danyel (Historiker/ZZF)
Teilnehmende: Rydzard Skalba (Museum der Festung Küstrin), Sabine Rennefanz (Journalistin und Autorin), Małgorzata Popiołek-Roßkamp (Historikerin/IRS Erkner)
Die Oderinsel bei Küstrin-Kietz bietet inzwischen einen traurigen Anblick: Die Folgen des Leerstands und der Verfall der denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Artilleriekaserne sind nicht zu übersehen. Das Gelände ist mit einem Sicherheitszaun abgesperrt. Die Natur erobert das gesamte Areal zurück.
Nach dem bereits 1991 erfolgten Abzug der sowjetischen Truppen aus Küstrin-Kietz sah dies noch ganz anders aus. Hochfliegende Pläne weckten Hoffnungen auf eine schnelle Konversion des umweltbelasteten Militärgeländes an der nun geöffneten deutsch-polnischen Grenze. Auf dem Areal sollten wahlweise eine zollfreie Wirtschafts- und Handelszone oder ein Gesundheitszentrum entstehen. Verwitterte Informationstafeln künden von dem Versuch, die unter Naturschutz gestellte Oderinsel mit ihrer Artenvielfalt sichtbar zu machen.
Im Jahr 2003 beschlossen die Gemeindevertretung von Küstriner Vorland und der Stadtrat von Kostrzyn, sich beim Deutschen Bundestag um die Ausrichtung des geplanten Europäischen Zentrums gegen Vertreibungen auf der Oderinsel zu bewerben. Alle diese und weitere Initiativen scheiterten. Im April 2024 wurden die Planungen des Brandenburger Innenministeriums öffentlich, auf der Oderinsel ein Abschiebezentrum für abgelehnte Asylsuchende einzurichten. Einmal mehr wurde damit die Oderinsel für die Menschen in Küstrin-Kietz zum Symbol einer gescheiterten Transformation. Wo liegen die Ursachen für diese Entwicklung und welche Perspektiven gibt es angesichts dieser Situation für den abgehängten Ort und die umliegende Oderregion?
15:30 bis 16:30 Uhr
Kaffeepause mit Zeitzeugengesprächen
16:30 Uhr
Exkursion zur Oderinsel
Bustransfer und Führung über das Areal auf der Oderinsel
Martin Rogge (Verein für die Geschichte Küstrins) und Jürgen Danyel
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