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Strukturwandel

Ein Strukturwandel ist die Veränderung des Wirtschaftssystems in einem Land oder einer Region. Diese Veränderung kann sich auf vier Ebenen vollziehen:

  • die Wirtschaftszweige (sektorale Struktur)
    • Grob lässt sich die Zusammensetzung der wirtschaftlichen Tätigkeit von Staaten in drei Sektoren aufteilen: Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei (primärer Sektor), Industrie und produzierendes Gewerbe (sekundärer Sektor) und Dienstleistungen sowie übrige Wirtschaftsbereiche (tertiärer Sektor). Das Verhältnis der verschiedenen Wirtschaftszweige hat sich seit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert deutlich verändert:
      • Bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts war der Anteil der Landwirtschaft (primärer Sektor) weltweit am höchsten an der wirtschaftlichen Tätigkeit. D.h., die meisten Menschen waren in der Landwirtschaft beschäftigt. Mit der Industrialisierung nahm der Anteil des Agrarsektors stark ab. Heute hat er den geringsten Anteil. In Deutschland ist etwa 1 Prozent der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt.
      • Ab dem 19. Jahrhundert stieg der Anteil der Industrie (sekundärer Sektor) bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts an. In den Sechzigerjahren lag er in der Bundesrepublik bei knapp 50 Prozent. Heute ist der Anteil der Beschäftigten im sog. Produzierenden Gewerbe auf rund 23 Prozent gesunken.
      • Vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stieg der Anteil der Dienstleistungen (tertiärer Sektor) stark an. Mit rund 75 Prozent sind heute die meisten Menschen in diesem Bereich tätig.
    • die Zusammensetzung der Produktion eines Landes (Produktionsstruktur)
    • die Region oder der Wirtschaftsraum
    • die Beschäftigten (Erwerbs- und Beschäftigungsstruktur)

Ein Strukturwandel vollzieht sich meist aufgrund von technologischem Fortschritt, also durch die Erfindung neuer Technologien wie der Dampfmaschine, die die industrielle Revolution ermöglichte. Mit Hilfe neuer Technologien konnte oftmals körperlich schwere Arbeit durch Maschinen ersetzt werden. Dadurch sank der Anteil der Beschäftigten im primären und sekundären Sektor und der Anteil an Beschäftigten im tertiären Sektor stieg an.

Heutzutage verändern digitale Technologien im Zuge der Digitalisierung den Arbeitsmarkt grundlegend. Die Erfindung und Verbreitung des Computers und des Internets ließ zahlreiche neue Jobs in Büros entstehen. Zugleich übernahm der Computer viele Aufgaben, die zuvor von Menschen ausgeführt wurden. Heute gilt Künstliche Intelligenz (KI) als neueste technologische Erfindung, die den Arbeitsmarkt grundlegend revolutionieren könnte.

Ein weiterer Einflussfaktor ist die Globalisierung, wodurch teils ganze Produktionsprozesse aus Europa und den USA ins Ausland verlagert, meist in Länder des Globalen Südens, wo sowohl die Produktionskosten als auf die Arbeitsvorschriften niedriger sind.

Ein Strukturwandel ist zudem durch organisatorische Veränderungen gekennzeichnet. Wirtschaftliche und politische Institutionen können dabei Einfluss auf den Prozess nehmen. Um einen Strukturwandel erfolgreich zu gestalten, ist ein gemeinsames, koordiniertes Handeln und Abstimmen von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sinnvoll. Im Zuge eines Strukturwandels gibt es konstante Anpassungen.